Sean und Levin
erstellten in der Projektwoche Clips über Zeitzeuge Lothar Mäser
Die Informationsveranstaltung des Widnauer Kirchenverwaltungsrates fand in der Pfarrkirche St. Jakobus statt. mm
Unmut in der katholischen Kirchgemeinde Widnau: An einer Informationsveranstaltung in der vergangenen Woche wurde der Kirchenverwaltungsrat scharf kritisiert und es fielen harsche Worte in der Kirche.
Widnau Am vergangenen Donnerstag fand in der katholischen Kirche Widnau eine Informationsveranstaltung der Katholischen Kirchgemeinde Widnau statt. Der Kirchenverwaltungspräsident Jean-Pierre Chéreau führte durch die einzelnen Traktanden. Er erwähnte im Konflikt mit dem Zweckverband die für Widnau gerechtere Aufteilung im Verteilschlüssel der Seelsorgeeinheit und er stellte auch das Projekt Stoffel 4 vor, das neue Angebote im sozialen Bereich und einen neu gestalteten Park enthalten soll. Dafür soll nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. In der anschliessenden Fragerunde wurde dann aber deutlich, was für ein Unmut sich in der Kirchgemeinde aufgestaut hatte.
Im Zentrum der scharfen Kritik am Kirchenverwaltungsrat stand die Kündigung des ehemaligen Messmers Stefan Widrig, dessen Tätigkeit während 16 Jahren von vielen Kirchbürger:innen sehr geschätzt wurde. Martin Frei warf dem Verwaltungsrat vor, dass dem Messmer, während dieser krankgeschrieben gewesen sei, gar nicht hätte gekündigt werden dürfen. Zudem sei die Art und Weise ebenfalls nicht korrekt gewesen. Frei fragte zudem, wieso Pfarrer Georg Changeth, der immerhin Mitglied des Pfarreirates ist, zu dieser Kündigung nicht gehört worden sei. Chéreau bestätigte ein laufendes, rechtliches Verfahren mit dem ehemaligen Mitarbeiter. Rechtsanwalt Max Imfeld, der die Kirchenverwaltung unterstützt, betonte, dass die Darstellung von Frei nicht zutreffe. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes gegenüber dem Messmer dürfe man jedoch nicht auf den genauen Sachverhalt eingehen. Zudem dürfe zur Kündigung kein Volksgericht in der Kirche stattfinden, betonte der Anwalt und meinte, dass die Fakten auf den Tisch kommen werden, falls es zu einer öffentlichen Gerichtsverhandlung komme.
Doch auch die Anwesenheit von Rechtsanwalt Imfeld war einigen Kirchbürger:innen ein Dorn im Auge. Eine Kirchbürgerin fragte, ob das Verhältnis zwischen der Gemeinde und dem Verwaltungsrat derart angeschlagen sei, dass ein Rechtsbeistand an einem Informationsanlass nötig sei. Zudem kritisierte sie den im Budget vorgesehene Kostenpunkt «Rechtsberatung» in Höhe von 30 000 Franken und fragte, ob der als «Gast» vorgestellte Rechtsanwalt für die Teilnahme an der Veranstaltung ebenfalls ein Honorar beziehe. Der Präsident antwortete, dass heutzutage in zivilen Geschäften viele Sachen bereits vorab durch Beratung abgefedert werden müssen. Zudem erklärte er, dass die Höhe der Rechtsberatungskosten durch eine Rückstellung von 20 000 Franken, aufgrund des hängigen Gerichtsverfahrens gegen einen gekündigten Mitarbeiter, zustande gekommen ist. Der Rechtsanwalt stellte klar, dass er keinesfalls 30 000 Franken erhalten habe. Aber ja, heute sei er als «bezahlter Gast» anwesend, der seine Antworten in Rechnung stellen werde.
Mehrfach wurde bei den Wortmeldungen die Kompetenz des Kirchenverwaltungsrates in Frage gestellt. Ausserdem wurde betont, dass dieser zu wenig informiert habe. Auch Fredy Roth machte seinem Unmut Luft und erklärte: «Der Kirchenverwaltungsrat spielt mit falschen Karten und versteckt sich hinter einem Anwalt. Ich sehe den Frieden in unserer Pfarrei aufs Ärgste gefährdet. Wann wird sich der Kirchenverwaltungsrat endlich wieder von christlichen Werten leiten lassen?» Der lautstarke Applaus machte deutlich, dass die kritischen Wortmeldungen von einer Mehrheit der Anwesenden unterstützt wurden. Des Weiteren meldeten sich aber auch Stimmen aus der Kirchbürgerschaft, die kaum fassen konnten, in welchem Ton in der Kirche miteinander gesprochen wird. «Mir gefällt die Diskussion überhaupt nicht», sagte ein Kirchbürger. Die Pfarreiratspräsidentin Trudy Roth betonte zudem: «Habt ihr überlegt, wie es unserem Pfarrer geht? Ich mache mir Sorgen, dass er unter solchen Umständen die Pfarrei verlassen könnte.» Die neue Mesmerin meldete sich dann auch noch zu Wort und richtete anerkennende Worte an den Pfarreirat und die Kirchenverwaltung. Sie fühle sich wohl und unterstützt in ihrem Arbeitsverhältnis. Sogar Schulratspräsident Richard Dünser versuchte, zu vermitteln. «Wir haben den Kirchenverwaltungsrat gewählt und sollten ihn arbeiten lassen. Jetzt schon ein so vernichtendes Urteil auszusprechen, ist zu früh. Beurteilen Sie bei den nächsten Wahlen das Gesamtergebnis der Leistung. Ich mache mir Sorgen, ob sich bei einem derartigen Klima wieder jemand in den Kirchenverwaltungsrat wählen lässt, wenn seine Arbeit dort derart 'zerzaust' wird.»
Nach fast zwei Stunden brachte Jean-Pierre Chéreau die emotional aufgeladene Informationsveranstaltung zu einem Ende. Man werde die Kritik ernst nehmen und neue Wege gehen, versprach er zum Abschluss.
Martina Macias
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