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Montag, 18. Januar 2021
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Wer gibt mir ein neues Zuhause?
Ich heisse Susu und bin ca. 5 Jahre alt, kastriert, gechipt und grundimmunisiert. Ich suche ein neues Plätzli fernab einer stark befahrenen Strasse. Mit Hunden verstehe ich mich gut, aber mit anderen Katzen nicht. Schön... weiterlesen
In ihrem Fotobuch hält Trudi Stieger die Erinnerungen aus der Zeit als Stadträtin fest. cw
Stellen Sie sich vor, es sind Wahlen und Sie dürfen nicht hin. Nur weil Sie eine Frau sind. Unvorstellbar? Vor 1971 war dies Realität. Dieses Jahr feiert die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht und der Rheintaler Bote feiert dieses Jubiläum mit einer ganz besonderen Serie. Zwölf Frauen, zwölf Geschichten: «Starke Frauen im Rheintal». Heute mit Trudi Stieger, erste Stadträtin in Altstätten.
Altstätten Ein dickes rotes lederiges Fotobuch liegt auf dem Esstisch der Stiegers. Daneben liegen verstreut einige ausgeschnittene Zeitungsartikel. Alle zeigen sie Trudi Stieger: Mutter, Grossmutter, Geschäftsfrau und ehemalige Stadträtin von Altstätten. Die erste Stadträtin von Altstätten. Sie zeigt auf das erste Foto im Album: «Hier hat mir die Stadtmusik ein Ständchen gespielt, als ich gerade gewählt wurde», sagt Stieger. Vor rund 31 Jahren hat sie den Weg für die nachfolgenden drei Frauen im Altstätter Stadtrat geebnet. Zwölf Jahre, von 1989 bis Ende 2000, war sie Stadträtin, präsidierte erfolgreich die Marktkommission und die Friedhofkommission und hatte auch in zahlreichen andere Kommissionen Einsitz. Heute erzählt sie dem Rheintaler Boten von ihren Anfängen, wie sie sich als Frau in einem Männergremium fühlte und wie wichtig es ist, abzustimmen.
Frau Stieger, dieses Jahr feiern wir in der Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht. Was bedeutet Ihnen dies persönlich?
Trudi Stieger: Viel, denn dadurch können wir Frauen das aktuelle Geschehen mitbestimmen. Ich selbst gehe auch heute noch an jede Abstimmung und natürlich auch an die Bürgerversammlungen in Altstätten. Für mich ist es heute selbstverständlich, dass wir Frauen abstimmen dürfen. Darum ist es umso wichtiger, dass auch die jungen Leute diese Chance wahrnehmen.
Können Sie sich den noch an die erste Abstimmung über das Frauenstimmrecht im Jahr 1959 erinnern?
Nein (lacht), damals war ich noch zu jung.
Wie kam es, dass Sie den Weg in die Politik gefunden haben?
Mein Vater war politisch sehr interessiert. Er war auch einige Jahre im Schulrat von Altstätten tätig. Am Mittagstisch wurde deshalb viel diskutiert. Auch über das Weltgeschehen, denn die Radionachrichten am Mittag waren bei uns zu Hause ein Heiligtum.
Die Politik wurde Ihnen sozusagen in die Wiege gelegt.
Ja, schon ein wenig. Anfangs der 80er-Jahre trat ich der CVP bei und wurde wenig später in den Vorstand gewählt, bevor mich die Partei als Kandidatin für den Stadtrat vorschlug. Diese neue Aufgabe hat mich sehr gereizt und dass ich dann noch gewählt wurde, war die Bestätigung.
Das klingt nach einer glänzenden Politik-Karriere. Gab es nicht auch Hürden zu überwinden?
Ich habe mir natürlich viele Jahre vorher schon meine Sporen abverdient. Ich war im Frauen- und Mütterverein im Vorstand und über acht Jahre auch im Vorstand des Katholischen Frauenbunds St. Gallen.
Sie wurden als erste Stadträtin in einen männlichen Stadtrat gewählt. Wie haben die Altstätter BürgerInnen darauf reagiert?
Als ich frisch gewählt wurde, habe ich einen Brief erhalten. Ohne Adresse, ohne Absender. Darin stand, ich würde besser zu Hause am Herd stehen und zu meiner Familie schauen, als in die Politik zu gehen (lacht). Diesem Brief habe ich jedoch keine grosse Beachtung geschenkt. Ansonsten waren die Rückmeldungen positiv.
Und wie waren die Reaktionen der Herren im Stadtrat auf Sie?
Ich wurde sehr gut aufgenommen. In meinen zwölf Jahren hat die Zusammenarbeit einwandfrei funktioniert und wir waren ein gutes Team. Ich wurde nie benachteiligt. Ich habe mich jedoch gewagt, etwas zu sagen und dafür wurde ich immer respektiert.
Hat sich der Altstätter Stadtrat durch Sie in gewisser Weise auch verändert?
Das wage ich nicht zu behaupten. Auf jeden Fall hat es der Bevölkerung gezeigt, dass Frauen ebenfalls in der Politik bestehen können.
Haben es Ihrer Meinung nach Frauen in der heutigen Zeit leichter?
Einfacher würde ich nicht sagen, aber es ist selbstverständlicher geworden. Ich bin keine Frauenrechtlerin im eigentlichen Sinne. Ich bin der Meinung, dass die richtigen Leute in die Ämter gewählt werden müssen. Nicht um eine Quote zu erreichen, sondern weil der Mann oder die Frau die nötigen Kompetenzen mitbringt für so ein Amt.
Welchen Rat wollen Sie Frauen in der Region mitgeben, welche ebenfalls in die Politik möchten?
Du brauchst Zeit und Freude für so ein Amt und man muss unten anfangen, um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Und natürlich ein gewisses Organisationstalent. Denn ohne dies, hätte ich es nicht geschafft, alles unter einen Hut zu bringen.
Von Cassandra Wüst
In ihrem Fotobuch hält Trudi Stieger die Erinnerungen aus der Zeit als Stadträtin fest. cw
Stellen Sie sich vor, es sind Wahlen und Sie dürfen nicht hin. Nur weil Sie eine Frau sind. Unvorstellbar? Vor 1971 war dies Realität. Dieses Jahr feiert die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht und der Rheintaler Bote feiert dieses Jubiläum mit einer ganz besonderen Serie. Zwölf Frauen, zwölf Geschichten: «Starke Frauen im Rheintal». Heute mit Trudi Stieger, erste Stadträtin in Altstätten.
Altstätten Ein dickes rotes lederiges Fotobuch liegt auf dem Esstisch der Stiegers. Daneben liegen verstreut einige ausgeschnittene Zeitungsartikel. Alle zeigen sie Trudi Stieger: Mutter, Grossmutter, Geschäftsfrau und ehemalige Stadträtin von Altstätten. Die erste Stadträtin von Altstätten. Sie zeigt auf das erste Foto im Album: «Hier hat mir die Stadtmusik ein Ständchen gespielt, als ich gerade gewählt wurde», sagt Stieger. Vor rund 31 Jahren hat sie den Weg für die nachfolgenden drei Frauen im Altstätter Stadtrat geebnet. Zwölf Jahre, von 1989 bis Ende 2000, war sie Stadträtin, präsidierte erfolgreich die Marktkommission und die Friedhofkommission und hatte auch in zahlreichen andere Kommissionen Einsitz. Heute erzählt sie dem Rheintaler Boten von ihren Anfängen, wie sie sich als Frau in einem Männergremium fühlte und wie wichtig es ist, abzustimmen.
Frau Stieger, dieses Jahr feiern wir in der Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht. Was bedeutet Ihnen dies persönlich?
Trudi Stieger: Viel, denn dadurch können wir Frauen das aktuelle Geschehen mitbestimmen. Ich selbst gehe auch heute noch an jede Abstimmung und natürlich auch an die Bürgerversammlungen in Altstätten. Für mich ist es heute selbstverständlich, dass wir Frauen abstimmen dürfen. Darum ist es umso wichtiger, dass auch die jungen Leute diese Chance wahrnehmen.
Können Sie sich den noch an die erste Abstimmung über das Frauenstimmrecht im Jahr 1959 erinnern?
Nein (lacht), damals war ich noch zu jung.
Wie kam es, dass Sie den Weg in die Politik gefunden haben?
Mein Vater war politisch sehr interessiert. Er war auch einige Jahre im Schulrat von Altstätten tätig. Am Mittagstisch wurde deshalb viel diskutiert. Auch über das Weltgeschehen, denn die Radionachrichten am Mittag waren bei uns zu Hause ein Heiligtum.
Die Politik wurde Ihnen sozusagen in die Wiege gelegt.
Ja, schon ein wenig. Anfangs der 80er-Jahre trat ich der CVP bei und wurde wenig später in den Vorstand gewählt, bevor mich die Partei als Kandidatin für den Stadtrat vorschlug. Diese neue Aufgabe hat mich sehr gereizt und dass ich dann noch gewählt wurde, war die Bestätigung.
Das klingt nach einer glänzenden Politik-Karriere. Gab es nicht auch Hürden zu überwinden?
Ich habe mir natürlich viele Jahre vorher schon meine Sporen abverdient. Ich war im Frauen- und Mütterverein im Vorstand und über acht Jahre auch im Vorstand des Katholischen Frauenbunds St. Gallen.
Sie wurden als erste Stadträtin in einen männlichen Stadtrat gewählt. Wie haben die Altstätter BürgerInnen darauf reagiert?
Als ich frisch gewählt wurde, habe ich einen Brief erhalten. Ohne Adresse, ohne Absender. Darin stand, ich würde besser zu Hause am Herd stehen und zu meiner Familie schauen, als in die Politik zu gehen (lacht). Diesem Brief habe ich jedoch keine grosse Beachtung geschenkt. Ansonsten waren die Rückmeldungen positiv.
Und wie waren die Reaktionen der Herren im Stadtrat auf Sie?
Ich wurde sehr gut aufgenommen. In meinen zwölf Jahren hat die Zusammenarbeit einwandfrei funktioniert und wir waren ein gutes Team. Ich wurde nie benachteiligt. Ich habe mich jedoch gewagt, etwas zu sagen und dafür wurde ich immer respektiert.
Hat sich der Altstätter Stadtrat durch Sie in gewisser Weise auch verändert?
Das wage ich nicht zu behaupten. Auf jeden Fall hat es der Bevölkerung gezeigt, dass Frauen ebenfalls in der Politik bestehen können.
Haben es Ihrer Meinung nach Frauen in der heutigen Zeit leichter?
Einfacher würde ich nicht sagen, aber es ist selbstverständlicher geworden. Ich bin keine Frauenrechtlerin im eigentlichen Sinne. Ich bin der Meinung, dass die richtigen Leute in die Ämter gewählt werden müssen. Nicht um eine Quote zu erreichen, sondern weil der Mann oder die Frau die nötigen Kompetenzen mitbringt für so ein Amt.
Welchen Rat wollen Sie Frauen in der Region mitgeben, welche ebenfalls in die Politik möchten?
Du brauchst Zeit und Freude für so ein Amt und man muss unten anfangen, um einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Und natürlich ein gewisses Organisationstalent. Denn ohne dies, hätte ich es nicht geschafft, alles unter einen Hut zu bringen.
Von Cassandra Wüst
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